Was ist ein cuckold

Als Cuckold wird ein Mann bezeichnet, der in einer festen Partnerschaft oder Liebesbeziehung durch den intimen Kontakt seiner Partnerin mit anderen Männern (sogenanntes Fremdgehen), sexuellen Lustgewinn erlangt.

Der Begriff Fremdgehen ist üblicherweise negativ behaftet. Er stellt den Zustand dar, in der ein Teil einer Beziehung heimlich, ohne Wissen des Partners, eine sexuelle Affäre unterhält und somit den anderen betrügt.

Diese sexuelle Spielart findet sich sowohl bei unverheirateten als auch bei verheirateten Paaren. Dabei kann der Cuckold dominantes, voyeuristisches, masochistisches und/oder devotes Verhalten bevorzugen. Er kann in seiner Beziehung die bestimmende Rolle einnehmen oder sich, z. B. unter vollständigem Ausschluss vom Geschlechtsverkehr, fremdbestimmen lassen.

Die sexuelle Neigung des Cuckolds bestimmt nicht zwangsläufig seine berufliche Führungsidentität. So haben viele Cuckolds eine ausgeprägte Führungsposition in ihrem Beruf inne und werden nicht selten als Alpha-Männchen wahrgenommen. Bereits aus dem BDSM Bereich kennt man dieses Verhalten, was man gerne auch als Wunsch nach einem Ausgleich bezeichnet. Selten sind Menschen in allen Bereichen gleichermaßen innerhalb ihrer Neigung verpflichtet.

Beim Cuckoldry werden auf der Gefühlsebene gleich mehrere Charaktermerkmale angesprochen. So geht es um Kontrolle, Demütigung oder Unterwerfung. aber auch um sehr starke Zuneigung, bedingungsloses Vertrauen, Aufmerksamkeit und Wertschätzung. Daher werden Cuckold-Beziehungen häufig als sehr intensiv und beständig beschrieben.

Unter Zuhilfenahme der Abgrenzung der Bezeichnung Cuckold / Wifesharer wäre auch andere Charaktermerkmale wie Machtausübung und Voyeurismus möglich. Speziell bei Maledom SM Beziehung (Dominanter Mann, Submissive Frau) kann man ein solches Verhalten recht häufig beobachten und kann im Falle eines sexuellen Desinteresses des Mannes an andere Frauen in Verbindung mit dem Verzicht, während dieser Vorführung selbst sexuell aktiv zu werden, laut Definition klar von einem Cuckold-Verhalten sprechen.

 

Der Wunsch, ein Cuckold zu sein, ist jedoch nicht Geschlechtsspezifisch. Auch wenn es im Regelfall Männer sind, die diese Neigungen verspüren, gibt es auch Frauen die Gefallen daran finden ihren Mann mit einer anderen Frau zu teilen (Mansharing) oder gar als weiblichen Cuckold, der sogenannten Cuckquean, ihre Erfüllung zu finden. Daher sind alle Ausprägungsarten auch auf einer Cuckquean anwendbar. 

Herkunft des wortes "Cuckold"

Mit der Übernahme des englischen Lehnwortes Cuckold in die deutsche Sprache, wurde der veraltete Begriff „Hahnrei“ abgelöst. Mit der Einführung in die deutsche Sprache findet hier eine Differenzierung zwischen dem klassischen heimlichen Fremdgehen und offen ausgelebten sexuellen Vorlieben innerhalb der Beziehung statt. In der heutigen Zeit wird nicht mehr zwischen weiblichen und männlichen Cuckolds unterschieden. Zur Abgrenzung jedoch wird der weibliche Cuckold auch als Cuckquaen bezeichnet.

 

Das englische Wort „Cuckold“ setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen:

Das Cuck leitet sich vom englischen Cuckoo oder vom französischen Coucou ab was schlichtweg Kuckuck bedeutet. Entsprechend dem Verhalten des Kuckucksweibchens, das seine Eier anderen Vögeln zur Brut und Aufzucht unterschiebt, wurde bereits im Mittelalter dieses Verhalten auf den Menschen für solche Fälle übertragen. Eine verheiratete Frau schiebt ihren Gatten das, mit einem anderen Mann gezeugte, Kind als dessen eigenes unter. Der Begriff Kuckuckskind ist auch heute noch im allgemeinen Sprachgebrauch fest verankert und dienst meist als Beleidigung.

 

 

Im Mittelenglischen tauchte für den vorgeführten Ehemann im Jahr 1250 der Begriff „cokewold“ auf. Als „wittol“, einer Ableitung des mittelenglischen Begriffes „witting“ (steht für wissentlich), wird derjenige bezeichnet, der wissentlich einen Geliebten seiner Frau duldet oder sogar wünscht. Der Begriff tauchte 1589 in Verbform als „cuckolding“ auf und beschreibt verschiedene Formen nichtmonogamer Beziehungen. In der Neuzeit wandelte sich der Oberbegriff „Cuckolding“ in „Cuckoldry“ wobei der althergebrachten Bezeichnung nach wie vor Verwendung findet.

die cuckold schubladen

Ich möchte eines vorwegnehmen: Schubladen haben immer einen faden Beigeschmack, weil sie zum einen niemals allen Facetten einer Neigung gerecht werden können und zum anderen immer wie eine Vorgabe oder Regelwerk aussehen. So fühlt man sich immer in der Pflicht, innerhalb seiner Schublade zu agieren und fühlt sich in Folge dessen, bei einer Grenzverletzung immer schlecht. Daher sollte man solche Klassifizierungen immer als Möglichkeit sehen, in welche Kategorie man am ehesten hineinpasst um anderen Menschen die eigene Neigung oder Intention leichter erläutern zu können. Speziell für Neueinsteiger und unbedarften sind solche Schubladen nützlich. Mit einer gewissen Erfahrung sollten diese aber vollständig ihre Bedeutung verlieren und durch die eigene Interpretation der erstrebenswerte Neigungsform abgelöst werden. Daher gilt: Eine Klassifizierung ist lediglich eine vereinfachte Darstellung die als Hinweis der eigenen Neigung gedacht ist. Sie stellt niemals ein Regelwerk (Gesetz) dar.

Ein weiterer, und nicht minder wichtiger Aspekt, ist der Faktor der persönlichen Entwicklung. Uns ist bewusst, dass wir uns alle in einem steten Prozess der Wandlung befinden. So probiert man im Verlauf seines Lebens gewisse Dinge aus, verfeinert sie und gibt sie eventuell auch wieder auf. Neulinge sind mit Sicherheit niemals so mutig wie erfahrene und benötigen mehr Zeit, haben mehr vorbehalte, Sorgen und Ängste. Daher ist es gerade in der Erotik wichtig zu verstehen, dass Menschen sich innerhalb kürzester Zeitrahmen (Wochen, Monate) extrem verändern können. Daher sind veraltete Erkenntnisse nicht immer passend.

Die Cuckold Klassifikationen:

Wie bei anderen Neigungen auch, gibt es verschiedene Ausprägungsarten, die von „spielerisch“ bis „konsequent“ in unzähligen Facetten auftreten. Um die Grundsätzlichen Ausprägungen kurz und einleuchtend beschreiben zu können gibt es ein Klassifizierungssystem, dass alle Fassetten im Abgleich mit der Neigung des Cuckolds in drei grobe Stufen aufteilt. Die sogenannte C-Klassifizierung (C1, C2 und C3) beschreibt mit dem Buchstaben „C“ das Wort „Cuckold“ und mit der Zahl die Intensität der Ausprägung. Je höher die Zahl, desto intensiver die Ausprägung. Die Bezeichnung Cuckold beschreibt keinen absoluten Zustand, sondern im Kern nur eine Neigung, die mehr oder weniger Konsequent ausgelebt wird.

C1: Das Cuckold Spiel

Hier steht die Fantasie und deren kurzzeitige Umsetzung durch ein Rollenspiel im Vordergrund. Diese Spielart wird als zusätzlich Kick für die Beziehung empfunden. Der C1-Cuckold empfindet Freude, wenn er seine Frau mit einem anderen Mann teilen oder überlassen kann. Wenn er teilt, nimmt er aktiv am Liebespiel teil. Warum er dann aber dennoch ein C1 Cuckold sein kann und nicht zwingend ein Wifesharer ist, wird in der Abgrenzung Cuckold / Wifesharer erläutert. Wenn er sie überlässt, nimmt er am Liebesspiel nur passiv für die Dauer des Rollenspiels teil. Die Beziehung seiner Frau zu ihrem Sexualpartner ist auf den Akt beschränkt und hat in der Regel keine emotionale Tiefe. Ein anderes oder „normales“ Sexualleben ist innerhalb des Ehepaares weiterhin vorhanden.

C2: Das fortgeschrittene Cuckolding

Bei dieser Variante wird der Cuckold von seiner Partnerin bereits sexuell kontrolliert. Sie hat regelmäßige außereheliche Kontakte, verfügt über einen oder mehrere Hausfreunde oder Liebhaber was mit Wissen und Akzeptanz des Cuckolds geschieht. Nicht nur, dass sie sich sexuell frei ausleben kann, greift sie aktiv in die Sexualität ihres Cuckolds ein und bestimmt, wie weit er sich sexuell betätigen oder erleichtern darf. Nicht selten gehören die üblichen Instrumentarien wie Keuschheitsgürtel oder Penisschelle zum normalen Alltag. Keuschhaltung ist für sie ein Instrument zur Erziehung, bei der es vorkommt, dass die Frau ihren Partner über größere Zeitstrecken hinweg keusch hält. Die Erweiterung besteht darin, dass sie sich auch ohne ihren Cuckold mit ihrem Liebhaber treffen kann. Sein Einfluss auf das Sexualleben seiner Frau tendiert gegen null.

 

C3: Cuckolding

Hier ist ein Stadium erreicht, in dem die Frau allein, ohne die Möglichkeit der Einflussnahme des Cuckold, über ihre und seine Sexualität bestimmt. Dies bezieht sich oft nicht nur auf den sexuellen, sondern auch auf den alltäglichen Bereich. Nicht selten geht diese Variante begleitend mit einer Femdom oder FLR-Beziehung einher. Sexuellen Kontakt zwischen ihm und seiner Partnerin gibt es nicht mehr oder allenfalls in einem sehr beschränkten Sinne. Er lässt sich maximal dominieren. Dies kann auch durch die Liebhaber seiner Frau geschehen.

In ganz extremen Fällen kommt es zur bewusster Fremdschwängerung und in ganz extremen Fällen gibt es Cuckolds, die sich sogar die Hoden operativ entfernen lassen.

Die Erweiterte Klassifizierung

Bereits im Jahr 2014 wurde in einer größeren Diskussionsrunde mit sachkundigen Menschen, bestehend aus Cuckold Paaren und Herren, diskutiert, in wie weit dieses einfache Klassifizierungssystem für eine Darstellung der eigenen Neigungen ausreichend wäre. Schnell bemerkte man, dass die bloße Betrachtungsweise auf dem Cuckold nicht sehr sinnvoll erscheint. Bei diesem Konstrukt wurde die Frau (Hotwife) als auch der gewünschte Mitspieler (Lover) völlig außer Acht gelassen.

Ein weiterer Mangel ist die Tatsache, dass ein Cuckoldpaar in seiner Gesamtheit auch eine Neigungsform gegenüber dem Mitspieler einnimmt ohne das es dabei zwangsläufig die eigenen Einstellungen der jeweiligen Personen berühren muss. Als Beispiel diente hier der Wunsch des Cuckolds, sich von seiner Hotwife dominieren zu lassen aber dies aber keinesfalls von dem Liebhaber möchte. So kann man hier nicht pauschal ein devotes verhalten als Grundsätzlichkeit ansehen, sondern muss dies immer im Kontext mit der jeweiligen Situation und Person sehen. Also in der Aktion mit der Hotwife devot aber im Umgang mit dem Liebhaber auf Augenhöhe beispielsweise. So kam schnell die Erkenntnis, dass eine einfache C-Klassifizierung sogar irreführend sein kann oder zumindest einen großen Raum für Fehlinterpretationen und Missverständnissen lässt.

In der Folge wurden durch mehrere kleinere Workshops und Gesprächsrunden die nachfolgenden Klassifizierungen erarbeitet und erstmals in der ersten Auflage des Buches Die Cuckold Chroniken am 19.03.2015 vorgestellt. Die sogenannte Hotwife Liste und die Klassifizierung von Cuckold Paare wurden dann in der zweiten Auflage am 01.06.2015 durch Die Liste der Liebhaber ergänzt.

Die erweiterte Klassifizierung übernahm die bestehende C1-C3 Einstufungen und ergänzte sie mit der Kategorisierung der Hotwife, dem Paar als Ganzes, also Hotwife und Cuckold und die Rolle des Liebhabers mit auf.

 

Die drei Schaubilder zeigen diese Klassifizierungen auf und können so für die Beteiligten für mehr Transparenz sorgen. Die Kritik, dass diese recht umfangreich sind teilen wir. Dennoch kann man sie bereits in einschlägige Foren und Magazinen entdecken. Beispielsweise in der Schlagzeile Ausgabe 145 vom Charon Verlag der sich in einem vierseitigen Beitrag mit dem Thema Cuckoldry beschäftigte.